Burgen und Schlösser
in Potsdam-Mittelmark

Wer möchte nicht einmal eintauchen in die frühere Geschichte und sich fühlen wie ein König oder eine Königin bzw. Fürst oder Fürstin? Einmal das Leben in einem Lustschloss erleben und nachfühlen? Potsdam-Mittelmark bietet hierfür 30 Burgen, Schlösser und Gutshäuser. Viele sind bereits verfallen oder können nur noch als Ruine erkundet werden. Auf einer unbeschreiblichen Burgen- und Schlössertour durch Potsdam-Mittelmark können 7 Schlösser und Burgen besichtigt und die 1000-jährige Geschichte sowie deren ehemalige adlige Bewohner erlebt werden.
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Schloss Caputh
(Schwielowsee)

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Schloss Petzow
(Werder/Havel)

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Schloss Reckahn
(Kloster Lehnin)

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Schloss Wiesenburg
(Wiesenburg)

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Burg Eisenhardt
(Bad Belzig)

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Burg Rabenstein
(Rabenstein)

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Burg Ziesar
(Ziesar)

Die zum Teil denkmalgeschützten Anlagen blicken auf eine interessante und abwechslungsreiche Historie zurück. Sie dienten unterschiedlichen Zwecken wie z.B. als Schutzanlagen, Residenzen oder auch einfach nur als Lustschloss zum privaten Vergnügen.

Dabei wurden die Renaissance- und Barockschlösser aus dem 17.-19. Jhr. im gotischen oder romantischen Stil an den schönsten Seen des Landes in Potsdam-Mittelmark errichtet – wie dem Schwielowsee und den Reckahner Teichen. Die Schlösser dienten vorwiegend dem Adel als dauerhafte oder saisonale Familiensitze. Einige Schlossparks wurden dabei von keinem geringen als Peter Joseph Lenné gestaltet.

Die 4 Burgen im Fläming (Burg Eisenhardt, Burg Rabenstein, Schloss Wiesenburg und die Bischofsresidenz Ziesar) wurden im 10-13. Jhr. gebaut und schützten einst die Grenzen und Handelsrouten zwischen dem Kurfürstentum Sachsen, der Mark Brandenburg und dem Erzbistum Magdeburg. Sie wurden dabei an strategisch günstigen Standorten gebaut wie auf Hügeln oder Flussläufen.

Später führte die Bodenreform im Jahr 1945 dazu, dass viele der Schlösser und Burgen in der DDR als Bildungseinrichtungen genutzt wurden. Sie dienten u.a. als Schulen, Jugendherbergen oder Erholungsheime.
Die Burgen und Schlösser wurden in den 90er Jahren restauriert. Einige Anlagen sind noch fast vollständig erhalten und weichen kaum von ihrem ursprünglichen Zustand ab.

Standen die Burgen und Schlösser früher im Mittelpunkt des Geschehens, sind sie heute eher Museen und Ausflugsziele. Kultur- und Geschichtsinteressierte können Führungen buchen, um die Schießscharten der Burgen, die Folterkammern oder die Gemächer zu besuchen. Es gibt Schlossräume, die in die Geschichte eingegangen sind wie zum Beispiel der Fliesensaal im Schloss Caputh. Wer möchte, kann die Burgfriede der ehemaligen Verteidigungsanlagen erklimmen und die herrlichen Aussichten über die Landschaften des Landkreises Potsdam-Mittelmark genießen.

Burgen- und Schlössertour

Auf allen Erkundungstouren kreuzen mehrfach der Internationale Kunstwanderweg und der Burgenwanderweg die Wege, sodass immer wieder entspannt gewandert werden kann.

Mit dem Auto auf Rundreise

Um die Burgen und Schlösser zu besuchen, kann hoch im Norden im Schloss Caputh gestartet werden. Die Route führt nach Westen über die Burg Ziesar nach Süden in den Hohen Fläming zur einzigartigen Erlebnisburg Burg Rabenstein. Die ca. 140km lange Route kann in ca. 2h mit dem Auto bereist werden. Route anzeigen

Mit dem Bus durch die Burgenlandschaft
Burgenlinie 572

Die Burgenlinie startet ab Bahnhof Bad Belzig und führt über die Burg Rabenstein, Burg Eisenhardt sowie das Schloss Wiesenburg wieder zurück zum Bahnhof. Dabei werden die beschaulichen Orte Niemegk, Raben oder auch Klein Glien durchfahren. Busplan anzeigen

Zu Fuß unterwegs – der Burgenwanderweg

Der 149 km lange Burgenwanderweg verbindet die 4 Burgen in Potsdam-Mittelmark – Burg Eisenhardt, Burg Rabenstein, Schloss Wiesenburg und die Bischofsresidenz Ziesar. Der 2010 ausgezeichnete Qualitätswanderweg ist jederzeit gut ausgeschildert. Ein möglicher Startpunkt ist der Bahnhof in Bad Belzig und führt über weitere Etappen bis an den Startpunkt zurück:
Bad Belzig – Rädigke – Raben – Wiesenburg – Görzke – Ziesar – Groß Briesen – Dippmannsdorf – Bad Belzig. Zur Wanderkarte

Allgemeine Geschichte der Burgen in Deutschland
Es gibt unterschiedliche Arten von Burgen und Schlössern zu sehen. Man unterscheidet bei Burgen generell zwischen

  • Reich- und Landesburgen, die die territoriale Herrschaft eines Königs oder Landesherrn sichern sollten,
  • Adelsburgen, die eher ein wehrhafter Wohnsitz von Adligen waren,
  • Stadtburgen, die zur Befestigung der Städte und deren Sicherung dienten,
  • Ordensburgen, die einer geistlichen Gemeinschaft Schutz boten und – Fliehburgen, die als Rückzugsort bei Angriffen dienten.
Burg Rabenstein
Zu Zeiten der Spätantike und der Völkerwanderungen zogen sich die damaligen Römer und Germanen vermehrt auf Höhensiedlungen zurück und befestigten diese. Im späteren Fränkischen Reich setze sich der Burgenbau dann fort. Aus dieser Zeit (7. Jahrhundert) stammt auch die heute noch zu bestaunende älteste in Deutschland bewohnte Burg – die Meersburg am Bodensee. Im 8. und 9. Jahrhundert begannen auch die Slawen (bildeten auch den Hauptanteil der Siedler in Brandenburg) mit dem Burgenbau – speziell in der Form des Slawischen Burgwalls, meist als sogenannte Fliehburg genutzt.

Die Blütezeit der Burgen war jedoch unbestritten das Hoch- und Spätmittelalter (11.- Ende 15. Jahrhundert). Im 14.Jahrhundert gab es in Deutschland allein 13.000 Burgen. Davon wurden etwa 1.000 im Deutschen Bauernkrieg 1524 und 1526 zerstört. Von den heute noch vorhandenen Burgen bestehen 40% von ihnen nur noch als Ruine und gerade mal 10% als vollständig erhaltener Burgenbau. Man geht davon aus, dass es über die Zeit hinweg allein im deutschsprachigem Raum 25.000 und in Mitteleuropa insgesamt 40.000 Burgen gab.

Burgen zählten damals aufgrund der schwachen Infrastruktur im Mittelalter zu den wichtigsten Machtinstrumenten. Sie dienten jedoch nicht nur militärischen Zwecken, sondern auch verwaltungstechnischen und wirtschaftlichen Zwecken. Viele herrschaftliche Befugnisse wurden von hier aus ausgeübt wie Gerichtsbefugnisse, Jagdrechte, alle möglichen Nutzungsrechten und Einnahmequellen. Sie standen auch im Zentrum für landwirtschaftliche und handwerkliche Arbeiten sowie für Gewerbe und waren Inhaber von Ausbeutungsrechten von Bodenschätzen wie Eisen, Silber und Gold. Wichtige Wirtschaftsfunktionen erfüllten auch die Zoll- und Talsperr-Burgen. Sie wurden an wichtigen Fernhandelsstraßen gebaut, um Wegezoll durchzusetzen und die Handelswege zu sichern.

Um eine Burg herum galt der sogenannte „Burgfrieden“, der Fehden streng untersagte. Außerdem war durch den „Burgbann“ die im Umkreis der Burg lebende Bevölkerung zum Frondienst (persönliche Dienste von Bauern ggü. dem Burgherrn) verpflichtet. Dies konnten auch ungewöhnliche Dienste wie das Züchten von Singvögeln für die Königin sein oder das Bereitstellen von Heu für die königliche Notdurft.

Mit Aufkommen der Feuerwaffen änderten sich auch die Burgenbauweisen. Es entstanden ab Mitte des 15. Jahrhunderts aus Wehrmauern Wälle und aus Mauertürmen Batterietürme (später auch Basteien und Bastionen). Aus den runden Türmen wurden Rondelle zur Abwehr der Hakenbüchsen Feuerwaffen. Um die toten Winkel der Rondelle zu vermeiden, wurden ab 1530 erste Bastionen errichtet. Die Bastionen mündeten dann in der Bauweise der Zitadelle – eine sehr bekannte hierfür ist die Zitadelle Spandau in Berlin von 1559. Diese Bauweisen führten dann auch zur Trennung aus Wehrburgen und Wohnburgen, da diese Bauweise nicht mehr beide Funktionen vereinigen konnte.

Im 30-jährigem Krieg wurden dann viele Burgen zerstört und verloren im 17. Jahrhundert ihre Bedeutung als Wehranlagen. So wurden viele Burgen an Nichtadelige zu Wohnzwecken verkauft, schlichtweg abgetragen oder verfielen aufgrund ihrer abgelegenen Lage. Erst ab ca. 1830 setzte dann ein Um- und Wiederaufbau der Burgen ein aufgrund der Hinwendung zur Sagen- und Mythenwelt des Mittelalters im Zeitalter der Romantik. Bekannte Bauten dieser Zeit sind z.b. die Burg Hohenzollern und das Schloss Neuschwanstein. Bis heute haben die Burgen nichts an Ihrer Faszination sowie Mystik verloren. Sie begeistern daher immer noch viele Menschen und nehmen uns mit auf eine Zeitreise in die Vergangenheit.