Schloss Petzow in Petzow










Das Schloss Petzow selbst ist heute nur noch teilweise öffentlich zugänglich. Nach umfangreichen Sanierungen sind Mietwohnungen entstanden, sodass das Innere des Schlosses leider nicht mehr besichtigt werden kann. Es kann jedoch weiterhin von außen mit dem wunderschönen Park-Ensemble zusammen besucht werden.
Der angrenzende Schlosspark – LennePark – lädt auf einem Rundgang zum Verweilen und Ausruhen ein. Hier gibt es einige alte Gebäude zu entdecken, wo Informationstafeln zur Geschichte des „Petzower Ensembles“ und der Familie Kähne – die ehemaligen Schlossbewohner – bereitstehen.
Um dem Haussee herum können die Rundbogenbrücke, die Familiengruft, ein Obelisk, das Waschhaus, das Fischerhaus, eine Büste von Peter Joseph Lenné und die alte Schmiede besichtigt werden.
Das Waschhaus wird heute als Heimatkundemuseum und die alte Schmiede als Restaurant genutzt. Wohingegen die Fischerhütte heute als privates Wohnhaus genutzt wird. Das Wasch- und Mangelhaus bietet eine Ausstellung zur Geschichte Petzows, der Familie Kähne sowie des Schlossparks. Weiterhin bekommt man verschiedene Gerätschaften der Geschichte zur Wäschepflege gezeigt.
Darüber hinaus kann auf dem Rundweg ein großer Granitstein mit der Aufschrift „Hier wurde der Antifaschist Dr. A. Mehlhemmer am 10.5.1943 durch den Gutsbesitzer v. Kähne erschossen.“ erkundet werden. Berichten zu Folge liebte Mehlhammer das Angeln und nutzte die Rechte eines Freundes dazu, am Haussee des Schlossparks zu angeln. Eines Tages entdeckte er im Schilf ein Versteck mit blutverschmiertem Werkzeug. Eine Suchaktion der Polizei begann und am Ende war Mehlhammer tot – erschossen vom Gutsbesitzer Carl Kähne, der als nazistisch und schießwütig bekannt war. Offiziell handelte es sich hierbei laut Gerichtsurteil um einen Unfall. Im Waschhaus findet man hierzu eine genauere Dokumentation des Tathergangs.
Ebenfalls ist die Besichtigung des Petzower Schlossgarten seine Zeit wert. Ab 2022 steht dieser wieder der Öffentlichkeit zur Verfügung. Nach der verfügten Parzellierung 1946 und der Verwahrlosung in den 90er Jahren ist wieder ein Paradies entstanden. Wer durch das ruinenartige Eingangstor schreitet, befindet sich inmitten der 250m langen denkmalgeschützten Ziegelmauer. Hier erwartet Besucher ein 1500qm großer von einer Apfelhecke umschlossener Gemüsegarten, ein mit 300 englischen Rosen bepflanzter Rosengarten und ein Bienenhaus mit 9 Völkern. Der Feengarten, eine weite Obstwiese mit Apfel- und Birnenbäumen – alles Sorten aus der Ursprungszeit des Gartens vor über 200 Jahren, die der Versorgung der Schlossbewohner und -arbeiter dienten – laden zum Bestaunen ein.
Wer das Schloss und den Park besichtigt, sollte unbedingt einen Abstecher zur Dorfkirche auf dem Grelleberg machen. Der neuromanische Sakralbau wurde 1841/42 ebenfalls von Karl Friedrich Schinkel erbaut und 1842 von König Friedrich Wilhelm IV. eingeweiht. Von Schinkel kamen auch die Entwürfe zu dem hölzernen Altar mit Kruzifix aus Gusseisen, die Kanzel sowie das Taufbecken aus Eichenholz. Auf den Weg dorthin kommt man an diversen Häusern vorbei, die mit den Steinen aus der Ziegelei Kähne errichtet worden sind und die frühere Baukunst aufzeigen. Die Dorfkirche wurde 1988 entwidmet und für 99 Jahre an den Landkreis Potsdam-Mittelmark verpachtet.
Seit 1994 wird die Kirche als Standesamt oder für Ausstellungen, Theatervorführungen und Konzerte genutzt. Vom Kirchturm aus hat man einen sehr schönen und umwerfenden Blick auf den mit der Havel verbundenen Haussee, das Dorf Petzow und die Umgebung der Havellandschaft. Wenn man diese Aussicht erlebt hat, kann man sich den Worten Theodor Fontanes aus „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ nur anschließen: „Das Ganze ein Landschaftsbild im großen Stil – nicht von relativer Schönheit, sondern absolut.“
Besucherinformationen
Schlosspark: ganztägig geöffnet
Waschhaus: Siehe Webseite
Anreise zum Schloss Petzow
Die Geschichte des Schlosses
Das Schloss Petzow und der Ortsteil Petzow gehören seit Ende der 20er Jahre zur Stadt Werder an der Havel. Erstmals wurde der Ort Petzow 1419 erwähnt.
Ein wichtiger Bestandteil der Geschichte des Schloss Petzows ist die Familie Kähne, denn sie waren die ersten Besitzer des Schlosses. 1637 wanderte Peter Kähne von Böhmen nach der Schlacht am Weißen Berg bei Prag aus und ließ sich mit seiner Familie in Petzow nieder. Der damalige Bauer erhielt 1648 das Schulzengericht und leistete 1651 vor der Berliner Lehnskanzlei den Amtseid. Somit war Peter Kähne sowas wie ein Dorfrichter in Petzow und sehr angesehen. Die finanzielle Grundlage war jedoch immer die Landwirtschaft.
Somit begann der eigentliche Aufstieg der Familie Kähne 1734, als sie die königliche Ziegelei übernahmen und Peter der IV. 1745 den Lehnseid leistete.
In den Jahren danach vergrößerte die Familie Kähne ihre Wirtschaft durch Übernahme der Pfarrzucht (1748), Erbauung einer privaten Ziegelei (1752), sowie Pacht der Potsdamer Ratsziegelei (1787). 1776 wird August Kähne Hoflieferant und übernimmt den Besitz der Familie.
1814 erbte der Amtsrat und Gutsbesitzer Karl Friedrich August Kähne die Wirtschaftsgüter seiner Vorfahren. Er war der wohlhabendste Mann von Petzow und beauftragte den preußischen Baumeister Karl Friedrich Schinkel mit dem Bau eines Gutshauses, das eigentliche Schloss Petzow, welches 1825 fertiggestellt worden ist und eines der ersten Gutshäuser in der Mark Brandenburg war.
1820 beginnt das Anlegen und der Bau des 15 ha großen Schlossparks durch Peter Joseph Lenné, der für seine Gestaltungsvarianten der königlich-preußischen Gärten nach dem Vorbild der englischen Landschaftsgärten bekannt war. Der Ausbau dauerte bis 1850 an. Zusammen entstand so ein wundervolles und beeindruckendes Meisterwerk in Brandenburg mit den damals typisch gotischen Formen der Architektur aus Kastell- und englischem Tudorstil und des dazugehörigen Schlossparks mit dem Haussee. Diese Bauweise war dem Bauherrn sehr wichtig, da ersichtlich sein sollte, dass die Familie schon lange in Petzow ist und auf eine lange Zeit zurückblicken kann.
1827 erhält das Gut den Ritterstatus und 1840 wurde die Familie Kähne von König Friedrich Wilhelm IV. in den Adelsstand erhoben.
1945 wird Carl IV, ein Nachfahre der Familie Kähne, verhaftet, verurteilt und verstirbt an Hunger und Krankheit im KZ Sachsenhausen. Sein letzter Sohn ist ebenfalls im zweiten Weltkrieg gefallen. Nach Ende des zweiten Weltkrieges wird die Familie Kähne enteignet, der Besitz beschlagnahmt und das Land der Bodenreform unterworfen. Die Geschichte des preußischen Landadels hat somit ein Ende genommen.
Zu DDR-Zeiten wurde das Schloss Petzow als Schriftstellererholungsheim genutzt. Später fällt das Land der LPG Petzow zu.
1991 übernimmt die BVS die Verwaltung des Tudor-Schlosses und des Schlossparks und übergibt beides der Stadt Werder an der Havel.
Das Schloss Petzow, der Schlosspark, die Dorfkirche und die Hofanlage werden heute auch gerne als das „Petzower Ensemble“ bezeichnet.
Immer wieder wurde das Schloss als Kulisse für Märchen- oder TV-Filme genutzt wie z.B. die Telenovelas „Bianca – Wege zum Glück“ und „Julia – Wege zum Glück“ oder auch für die Neuverfilmung des Märchens „Jorinde und Joringel“.
Anfang 2013 wurde das Schloss verkauft und für 8 Millionen Euro saniert. Es erfolgte u.a. ein Anbau als Reihenhausblock im Innenhof des Schlosses mit 8 Wohnungen. Der Flügel zum See hin wurde um 1 ½ Stockwerke aufgestockt und weicht daher von der Bauart des alten Gutshauses ab. Mitte 2018 bezogen die ersten Mieter die 34 entstandenen Mitwohnungen auf den ca. 18.000 qm. Da das Schloss denkmalgeschützt ist, gibt es, obwohl die Planungen anfangs anders waren, keine Wohnungen unter dem Dachgeschoss.
Heute ist das Schloss Petzow mit seinen 4 Tudortürmen öffentlich zugänglich, kann aber nur noch von außen besichtigt werden. Die Schlossanlage wurde relativ offengehalten, da nur einige Vorgärten mit Hecken bepflanzt und Zäune bei der Sanierung nicht berücksichtigt worden sind.
Die heutigen Erben der Familie Kähne haben versucht den Besitzanspruch zu erheben. Dieser wurde aber abgelehnt.