Schloss Reckahn in Reckahn

Das Schloss Reckahn wird heute als Museum mit einer Dauerausstellung zum Leben und Wirken des Schul-Reformators Friedrich Eberhard von Rochow genutzt. Darüber hinaus werden im Obergeschoss wechselnde Sonderausstellungen gezeigt. Ein Audioguide steht dabei kostenlos zur Verfügung.

Nach einem Gang durch das Museum lädt das Schlosscafé zu selbstgebackenem Kuchen und Getränken ein.

Die restlichen Räumlichkeiten des Schlosses und der Konzertsaal können für Konferenzen, Seminare und Workshops genutzt oder für private Feierlichkeiten angemietet werden. Das Schloss dient auch als standesamtlicher Außenpunkt für Trauungen. Gäste können hierbei im angrenzenden Gästehaus der Rochow Akademie übernachten.

Der weitläufige ehemalige Gutspark lädt zu ausgiebigen Spaziergängen und Wanderungen ein. Dabei kann man vor allen Dingen bei den Meßdunker/Reckahner Fischteichen viele Vögel in natürlicher Umgebung beobachten.

Besucherinformationen

Anreise zum Schloss Reckahn

Die Geschichte des Schlosses

Die Geschichte des Schlosses Reckahn ist eng mit der der Familie Rochow verbunden. Die Familie Rochow gehört zu den ältesten Adelsgeschlechtern der Mark Brandenburg. Bereits 1351 weist ein Lehnsbrief die Adelsfamilie als Besitzer des Gutes Reckahn (damals noch als „Rickan“) aus. Damals gab es einen befestigten Platz der sich in „Duster-Reckahn“ (etwa 1km vom jetzige Schloss entfernt) befand. Von diesem sind heute nur noch Wälle erkennbar. Die Anlage wurde ca. 1420 zerstört. Später befand sich an der Stelle des heutigen Schlosses wohl ein „festes Haus“ der Familie Rochow.

1605 ließ sich Tobias von Rochow das heute noch erhaltene alte Gutsherrenhaus mit Renaissancegiebel bauen. Es befindet sich nördlich des Schlosses. Dieses Haus stellt baugeschichtlich ein seltenes Beispiel für den Übergang vom „festen Haus“ zum repräsentativen Herrenhaus in der Mark Brandenburg dar. Als 1713 der damalige preußische Kriegminister Friedrich Wilhelm von Rochow die Güter Reckahn, Meßdunk, Goltin, Rotscherlinde und Krahne übernahm, ließ er sich zwischen 1726 – 30 das heute bekannte Schloss errichten. Zeitgleich entstand auch der sich östlich befindlichen Ziergartens.

Weitaus bekannter ist jedoch sein Sohn Friedrich Eberhard von Rochow, der das Schloss 1760 übernahm. Er gestaltete danach den ehemaligen Lustgarten um und baute hier unter anderem ein Wildgehege und einen Obstgarten. Darüber hinaus machte er sich aber vor allen Dingen durch seine Agrar- und pädagogischen Reformen, sowie seine schriftstellerischen und aufklärerischen Aktivitäten einen Namen. Durch seine Funktion als Halberstädter Domherr verkehrte er in intellektuellen Kreisen und pflegte viele Kontakte zu bekannten und einflussreichen Schriftstellern der Aufklärungszeit. Die Dorfschule und das Herrenhaus Reckahn wurden zu einem außergewöhnlichem Treffpunkt für an Aufklärung, Toleranz und Schulreform interessierte Zeitgenossen. Die damalige gesellschaftliche Prominenz aus Fürsten, Ministern, Gebildeten aus allen deutschen Territorialstaaten sowie aus Mittel- und Osteuropa ging im Reckahner Schulhaus und im Herrenhaus ein und aus. Reckahn wurde dadurch zu einem wichtigen Knotenpunkt im Netzwerk der Spätaufklärung. Das noch erhaltene Besucherbuch verzeichnet am Ende des 18. Jahrhunderts über 1.200 Besucher in 30 Jahren. Friedrich Eberhard von Rochow erlangte besondere Bekanntheit durch die Reform seiner Landschulen. Seinem Reckahner Lehrer Heinrich Julius Bruns, dem er fiel seiner aufklärerischen Bildung verdankte, ließ er im Schlosspark ein Denkmal setzen. Seine pädagogischen und agrarischen Reformen waren Vorbild für die Entwicklung des Volkschulwesens und für die Modernisierung der Landwirtschaft im 19. Jahrhundert. Als Friedrich Eberhard von Rochow 1805 kinderlos starb, fiel das Anwesen an eine Erbengemeinschaft aus fünf Familienmitgliedern u.a. Rochow-Nedaschütz-Strauch, Rochow-Plessow und Rochow-Stülpe.

Ende des 19. Jahrhunderts erfolgte die Umgestaltung in den heute zu sehenden englischen Landschaftsgarten durch die Nachfahren. Zu dem ehemaligen 944 ha großem Rittergut gehörten einst auch eine Ziegelei, das heute noch zu sehende alte Gutshaus, ein Stall und andere Wirtschaftsgebäude, sowie die bekannten Reckahner Fischteiche, die einst extra angelegt wurden.

Nachdem der letzte Gutsherr 1945 verstarb, wurde die Familie 1946 enteignet. Nachdem die Rote Armee, die das Schloss dann übergangsweise als Unterkunft ihrer Militäradministration nutzten, ausgezogen waren, wurde das Schloss als Schule genutzt.
Ca. 1980 wurde das alte Gutshaus und ein ehemaliger Stall zu Wohnhäusern umgestaltet und die übrigen Wirtschaftsgebäude abgerissen, sodass der ursprüngliche Charakter des Landguts heute nicht mehr erkennbar ist. Nach Schließung der Schule 1996 wurde das Schloss umgebaut und seit 2001 als Museum genutzt.